Winterschlaf des heimischen Igels – Voraussetzung fürs Überleben

Dem heimischen Braunbrustigel geht es schlecht - der Überlebenskünstler hat es nach millionenjähriger Existenz auf unserem Planeten mittlerweile auf die rote Liste gefährdeter Tiere geschafft.
Es hat sich inzwischen herumgesprochen, dass die Igel wegen der zunehmenden Zerstörung ihres strukturierten, natürlichen Lebensraumes und ihrer schwindenden Nahrungsgrundlage immer weniger werden. In der Not wird die natürliche, artgerechte Insektennahrung immer mehr durch für Igel schädliche Schnecken und Würmer ersetzt. Durch diese Nahrung werden Parasiten übertragen und die unterernährten Tiere werden noch zusätzlich krank.

Voraussetzungen für den Winterschlaf
Der Igel ist ein sogenannter «echter Winterschläfer». Das heisst, seine Stoffwechselfunktionen werden praktisch auf Null heruntergefahren, um «auf kleiner Flamme» in der kalten, nahrungsarmen Zeit durch den Winter zu kommen. Verkürzte Tage, komplexe hormonelle Vorgänge, fehlende Nahrung und eine kritische Bodentemperatur von unter 10 °C sind gemäss wissenschaftlichen Studien die Signale, welche zum Eintritt in den Winterschlaf führen.
Im Winterschlaf wird die Herzfrequenz des Igels von ca. 200 auf ca. 50 Schläge/Minute und die Atemfrequenz von ca. 50 auf ein bis zwei Atemzüge/Minute gedrosselt.
Damit die Tiere nach dem Winterschlaf auch wieder aufwachen, ist es wichtig, dass vor dem Winterschlaf genug Körperfett eingelagert wird. Indem man die Tiere wiegt, können direkte Rückschlüsse auf die Fettreserven gezogen werden. Es gelten folgende Mindestgewichte vor dem Winterschlaf: erwachsene Tiere sollten mindestens 1000 g und Jungigel aus dem laufenden Jahr mindestens 600 g wiegen.

Igel in Pflegestationen – wie lässt sich der Winterschlaf gewährleisten?
Es stellt sich immer wieder die Frage, wie mit genesenen Igeln umgegangen werden soll, welche in der Winterzeit noch in den Pflegestationen behandelt werden mussten.
Der artgerechte Biorhythmus des Igels sollte grundsätzlich nicht gestört werden, daher besteht in der Igelpflege die wissenschaftlich fundierte Überzeugung, dass alle Igel einen Winterschlaf halten müssen. Sei dieser auch noch so kurz.
Die kalte Jahreszeit stellt die vielen ehrenamtlich tätigen Pflegestellen vor eine grosse Herausforderung. In der Winterzeit darf ein gesund gepflegter Igel nicht einfach in einer unbekannten Umgebung ausgewildert werden. Hier würde er zu viel kostbare Energie beim Suchen von neuen Unterschlüpfen und Futterquellen verbrauchen. Auch der Bau eines Nestes für den Winterschlaf wäre in einer unbekannten Umgebung mit zu viel Kraftverbrauch verbunden. Das heisst für die Igelpflege, dass Igel, welche nicht an ihren Fundort zurückkönnen, an einem neuen, geeigneten Ort in einem Gehege kontrolliert überwintert werden müssen. Das bedeutet erheblichen Aufwand und Verantwortung: Es muss täglich kontrolliert werden, ob der Igel erwacht ist. In diesem Fall muss Wasser und eventuell auch kurzfristig Futter zur Verfügung gestellt werden. Im Frühling muss der Igel nach dem Erwachen ebenfalls für kurze Zeit mit Wasser und Futter versorgt, um dann freigelassen zu werden.

Nur wenige Plätze für kontrollierte Überwinterung vorhanden
Die Suche nach geeigneten Plätzen mit entsprechend verantwortungsvollen Personen für eine kontrollierte Überwinterung gestaltet sich recht schwierig. Es braucht eine geeignete Umgebung für die Zeit nach dem Winterschlaf, Equipment (Gehege und Häuschen) und Personen, welche eine Kontrolle regelmässig und zuverlässig durchführen. Igelfreundliche Umgebungen sind immer schwieriger zu finden, bedenkt man, dass ein einzelner Igel in einer Nacht mehrere Kilometer durchlässiges Areal braucht, um genügend Nahrung zu finden.
Bei Interesse, eine Auswilderung zu unterstützen, oder bei weiteren Fragen zum Thema Igel dürfen Sie sich gerne per Mail an unsere Beratungsstelle Tierschutz wenden. Falls Sie ein Beratungsgespräch wünschen, geben Sie einfach Ihre Telefonnummer an. Wir rufen Sie dann gerne an.
Bei Bedarf verleiht oder verkauft der TBB auch Schlafhäuser für Igel.
 
Beratungsstelle Tierschutz
tierschutz@tbb.ch