Schmuckschildkröten vermehrt gesichtet – Meldung an Fachstellen empfohlen

Mit dem Ende der Winterruhe tauchen wieder verstärkt Schmuckschildkröten in der freien Natur auf. Da spezialisierte Auffangstationen ihre Kapazitätsgrenzen erreicht haben und Tierheime meist keine tier- und artgerechte Haltung gewährleisten können, bittet die Stiftung TBB Schweiz die Bevölkerung, diese Tiere vor Ort zu belassen. Stattdessen sollte die zuständige kantonale Fachstelle für Neobiota informiert werden.
 
Schmuckschildkröten in der Schweiz: Anpassungsfähige Exoten
Mit den steigenden Temperaturen und der Kraft der Sonne sind Tiere und Pflanzen aus der Winterruhe erwacht. Auch Rot- und Gelbwangenschmuckschildkröten tauchen aus dem Bodenschlamm stehender oder schwach fliessender Gewässer auf, in denen sie seit Oktober überwintert haben. Ursprünglich aus dem südlichen Nordamerika stammend, haben sie sich gut an die Umweltbedingungen in der Schweiz angepasst. Sie finden selbstständig Nahrung, haben wenig natürliche Konkurrenz und in besonders warmen Regionen gelingt den Rotwangenschmuckschildkröten mittlerweile sogar die Naturbrut.
 
Viele dieser Tiere wurden bereits vor Jahrzehnten von ihren Haltern ausgesetzt und sind heute insbesondere in stadtnahen Feuchtgebieten anzutreffen. Tierschutzgründe erfordern daher kein Eingreifen oder "Retten" dieser Tiere.
 
Invasive Art mit unbekannten Auswirkungen
Als sogenannte invasive Arten wurden die Schmuckschildkröten durch den Menschen in Gebiete gebracht, in denen sie ursprünglich nicht heimisch waren. Nur wenige dieser eingeführten Arten können sich langfristig etablieren – bei den Schmuckschildkröten scheint dies jedoch der Fall zu sein. Dennoch ist wenig darüber bekannt, welche direkten oder indirekten Auswirkungen diese Allesfresser auf das ökologische Gleichgewicht haben. In Gewässern, in denen auch die einheimische Europäische Sumpfschildkröte vorkommt, wurden bereits Übertragungen von Parasiten dokumentiert. Zudem konkurrieren die Schmuckschildkröten mit der heimischen Art um Nahrung, Sonnen- und Eiablageplätze.
 
Meldung statt Entnahme
Das Bundesamt für Umwelt (BAFU) fordert, dass so viele ausgesetzte nordamerikanische Schmuckschildkröten wie möglich eingefangen werden, insbesondere in Naturschutzgebieten. Allerdings bleibt unklar, was mit den eingefangenen Tieren geschehen soll. Solange diese Frage nicht geklärt ist, ruft die Stiftung TBB Schweiz dazu auf, die Tiere in ihrer Umgebung zu belassen und stattdessen die zuständige kantonale Fachstelle für Neobiota zu informieren:
 
BS: Kantonales Laboratorium, Tel.: 061 385 25 93 oder neobiota@bs.ch
BL: Amt für Umweltschutz und Energie, Tel.: 061 552 51 11, neobiota@bl.ch
SO: Amt für Umwelt, Tel.: 032 627 24 47, afu@bd.so.ch
 
Begrenzte Aufnahmekapazitäten in der Schweiz
Die Stiftung TBB Schweiz und das Tierheim an der Birs sind nicht für eine artgerechte Haltung von Schmuckschildkröten ausgestattet. Auch spezialisierte Auffangstationen haben ihre Kapazitätsgrenzen bereits erreicht. Eine Weitervermittlung an private Halter ist zudem mit erheblichem administrativem Aufwand verbunden („Gebrauchsleihvertrag“ mit einer anerkannten Auffangstation) und gestaltet sich schwierig, da die Nachfrage nach diesen Tieren sehr gering ist.
 
Daher lautet die klare Empfehlung: Schmuckschildkröten nicht einsammeln, sondern Sichtungen den zuständigen Fachstellen melden.